Wertes Tagebuch,
gerade bin ich bei der Frühstückslektüre auf einen kleinen Artikel gestossen, der sich - frei übersetzt- mit der "nicht mehr jugendhaftigkeit der Jugend" beschäftigt ( Filmchen dazu:
http://www.zeit.de/video/player?videoID=20080828b330f3 )
-
will sagen- die heutige Jugend hat das Erfolgs- und Aufwärtsstreben derart internalisiert, gleichzeitig jedoch auch die Angst davor, ihr Plätzchen auf der Erfolgsleiter nicht zu bekommen, schneller wieder unten zu sein, als sie je oben is, quasi mit der Muttermilch erfolgsstrebender doppeltbelasteter Damen eingesogen, daß sie kaum noch befähigt ist das zu tun, was Jugend üblicherweise tut:
rumdümpeln, rumhängen, faul sein und den großen Träumen und Visionen nachhängen, was sie alles anders machen würde, wenn sie erstmal am Zuge ist.
Ein sehr interessanter Gedanke bei all den Ausführungen dabei erschien mir: es lohnt sich nicht ein Kontrastprogramm zu bilden, weil es so gesehen kein "Alter", kein Establishment gibt- die "Alten" um die 30 sind bestenfalls spätpubertär, und die "richtig Alten" Mitte 50 sind immer noch cool genug, um in Sneakers durch die Gegend zu flitzen.
Für die junge, annähernd wohlhabende Bildungsfront, gibt es somit garnicht mehr soviele eingestaubte Wertmuster gegen die sie angehen könnte- im Gegenteil- ihre Eltern schwimmen in der gleichen Suppe von Hippsein, Flexibilität, Arschgeweihen und "bloss immer am Ball bleiben".
Die weniger wohlhabende und nicht so bildungszugängliche Front hätte vermutlich 1000 Ansätze, um ihren Protest kundzutun, aber ich vermute, auch sie weiss nicht so recht, an welchem Problem sie denn nun zuerst ansetzen soll: Steht dann auf den Bannern tatsächlich "Bildung für alle" - oder vielleicht doch lieber "Plasmabildschirme für alle". Denn hier lauert das nächste Problem- der Verfall idealistischer Wert- hab ich Dir schon mal gesagt- wenn ich nix auf dem Teller hab, dann ist mir Bildung erstmal egal....
Naja, was ich dem ganzen noch anfügen möchte- wenn Du Dich vielleicht an "Gnomorella on the road" http://carascumi.de/gnomorella/blog/ind ... 618-232315
erinnerst,
ich glaube, ein Grund dafür, dass die Jugend nicht mehr weiss, wogegen sie denn nun tatsächlich protestieren soll, ist auch, dass es eben nur noch wenig fest installiertes gibt.
Die Generation, die noch mit festen Reihenhäusern großgeworden ist, in denen Mama immer noch das alte Kinderzimmer für sie parat hält, hat mittlerweile selber Kinder- allerdings werden diese Kinder dann eher mit wechselnden Wohnungen, Kitas, Elternteilen und Geschwistern gross. Und wennn sie gross geworden sind, können sie gehen, wohin sie wollen- vielmehr noch, es wird erwartet, dass sie sich ständig bewegen- nicht nur von A nach B und zurück, sondern am besten innerhalb einer Woche drei mal durch ganz Deutschland und mindestens zwei mal ins Ausland. Wer bittschön soll da noch gegen festgefahrene Werte protestieren- hmmmmm ????
Gegen was liesse sich denn da überhaupt noch protestieren ???
Ich persönlich würde solche Gelegenheiten ja immer gern nutzen, um ein paar meiner Entschleunigungstheorien in die Welt zu werfen, schaltet mal wieder einen Gang zurück liebe Leute, holt mal Luft und schaut Euch um (....das ist in etwa das, was man den Leuten dann in der psychosomatischen Klinik nach dem ersten Burnout sagt.... )-
leider bin ich zur Zeit selber irgendwie ziemlich drin in den Mühlen, liebes Tagebuch, deswegen musstest Du auch den ganzen August auf mich warten,
aber immerhin:
ein Sonntagmorgen mit ein paar soziologischen Gedanken an das liebe Tagebuch gleicht schon fast einer gemächlichen Spazierfahrt auf der Landstrasse mit Tempo 70- anstatt den üblichen 140 auf der Autobahn
(....und wehe wenn RayFine jetzt meckert und verpetzt, dass ich eh nie über die 120 rauskomm....;-)
Bis bald,
Deine Gnomorella
gerade bin ich bei der Frühstückslektüre auf einen kleinen Artikel gestossen, der sich - frei übersetzt- mit der "nicht mehr jugendhaftigkeit der Jugend" beschäftigt ( Filmchen dazu:
http://www.zeit.de/video/player?videoID=20080828b330f3 )
-
will sagen- die heutige Jugend hat das Erfolgs- und Aufwärtsstreben derart internalisiert, gleichzeitig jedoch auch die Angst davor, ihr Plätzchen auf der Erfolgsleiter nicht zu bekommen, schneller wieder unten zu sein, als sie je oben is, quasi mit der Muttermilch erfolgsstrebender doppeltbelasteter Damen eingesogen, daß sie kaum noch befähigt ist das zu tun, was Jugend üblicherweise tut:
rumdümpeln, rumhängen, faul sein und den großen Träumen und Visionen nachhängen, was sie alles anders machen würde, wenn sie erstmal am Zuge ist.
Ein sehr interessanter Gedanke bei all den Ausführungen dabei erschien mir: es lohnt sich nicht ein Kontrastprogramm zu bilden, weil es so gesehen kein "Alter", kein Establishment gibt- die "Alten" um die 30 sind bestenfalls spätpubertär, und die "richtig Alten" Mitte 50 sind immer noch cool genug, um in Sneakers durch die Gegend zu flitzen.
Für die junge, annähernd wohlhabende Bildungsfront, gibt es somit garnicht mehr soviele eingestaubte Wertmuster gegen die sie angehen könnte- im Gegenteil- ihre Eltern schwimmen in der gleichen Suppe von Hippsein, Flexibilität, Arschgeweihen und "bloss immer am Ball bleiben".
Die weniger wohlhabende und nicht so bildungszugängliche Front hätte vermutlich 1000 Ansätze, um ihren Protest kundzutun, aber ich vermute, auch sie weiss nicht so recht, an welchem Problem sie denn nun zuerst ansetzen soll: Steht dann auf den Bannern tatsächlich "Bildung für alle" - oder vielleicht doch lieber "Plasmabildschirme für alle". Denn hier lauert das nächste Problem- der Verfall idealistischer Wert- hab ich Dir schon mal gesagt- wenn ich nix auf dem Teller hab, dann ist mir Bildung erstmal egal....
Naja, was ich dem ganzen noch anfügen möchte- wenn Du Dich vielleicht an "Gnomorella on the road" http://carascumi.de/gnomorella/blog/ind ... 618-232315
erinnerst,
ich glaube, ein Grund dafür, dass die Jugend nicht mehr weiss, wogegen sie denn nun tatsächlich protestieren soll, ist auch, dass es eben nur noch wenig fest installiertes gibt.
Die Generation, die noch mit festen Reihenhäusern großgeworden ist, in denen Mama immer noch das alte Kinderzimmer für sie parat hält, hat mittlerweile selber Kinder- allerdings werden diese Kinder dann eher mit wechselnden Wohnungen, Kitas, Elternteilen und Geschwistern gross. Und wennn sie gross geworden sind, können sie gehen, wohin sie wollen- vielmehr noch, es wird erwartet, dass sie sich ständig bewegen- nicht nur von A nach B und zurück, sondern am besten innerhalb einer Woche drei mal durch ganz Deutschland und mindestens zwei mal ins Ausland. Wer bittschön soll da noch gegen festgefahrene Werte protestieren- hmmmmm ????
Gegen was liesse sich denn da überhaupt noch protestieren ???
Ich persönlich würde solche Gelegenheiten ja immer gern nutzen, um ein paar meiner Entschleunigungstheorien in die Welt zu werfen, schaltet mal wieder einen Gang zurück liebe Leute, holt mal Luft und schaut Euch um (....das ist in etwa das, was man den Leuten dann in der psychosomatischen Klinik nach dem ersten Burnout sagt.... )-
leider bin ich zur Zeit selber irgendwie ziemlich drin in den Mühlen, liebes Tagebuch, deswegen musstest Du auch den ganzen August auf mich warten,
aber immerhin:
ein Sonntagmorgen mit ein paar soziologischen Gedanken an das liebe Tagebuch gleicht schon fast einer gemächlichen Spazierfahrt auf der Landstrasse mit Tempo 70- anstatt den üblichen 140 auf der Autobahn
(....und wehe wenn RayFine jetzt meckert und verpetzt, dass ich eh nie über die 120 rauskomm....;-)
Bis bald,
Deine Gnomorella