Über den Luxus, sich einen Kindskopf zu leisten  

Liebes Tagebuch,

bei näherer Betrachtung der heutigen Welt habe ich festgestellt, dass ich von gewissen Freiheiten profitiere, die mir als Gnommädchen zukommen, die den Menschenkindern da draussen einfach nicht vergönnt sind. Während ich meine Zeit weltenwandelnd und Welt erklärend totschlagen kann, hat die Erdbevölkerung der westlichen Hemisphäre ein ganz anderes Problem:
Den Leistungsgedanken!
Wobei ich Erdbevölkerung in diesem Fall vielleicht auf die Population zwischen 20 – 50 jährigen eingrenzen müsste. Aah- bei genauer Überlegung vielleicht aber auf die östliche Hemisphäre ausdehnen müsste.
Naja- widmen wir uns dem Einzefall:
Ein Menschenmädchen- von etwa 32 Jahren ( wobei man dann auch nicht mehr Mädchen sagen dürfte ), könnten in diesem Zeitalter durchaus einige böse Gedanken beschäftigen.
Verdiene ich genug, arbeite ich genug, verfolge ich zielgerichtet einen Lebensentwurf, was wird eigentlich aus meiner Karriere, will ich Kinder, und wenn ja von wem, muss ich mich um meine Eltern kümmern, und um die Nachbarn auch, ist mein Auto Öko gerecht, und ist Konfektiongröße 40 noch tolerabel? (....nur um eine kleine Auswahl zu präsentieren... )
Wenn mein imaginäres Menschenmädchen all diese Gedanken fleissig verfolgt, wird es entweder eines Tages einmal sehr erfolgreich werden, und alle sagen“ boaaah- die hats drauf“ - oder es wird psychisch krank, oder beides.

Jetzt also zu meinem eigentlichen Plädoyer: Es ist das Plädoyer für die Kindsköpfigkeit- bzw. für den Luxus, sich auch in diesen Zeiten einen Kindskopf zu bewahren. Nicht immer alles stringent ohne Pause und luftholen und grasamwegesrandschauen zu bewältigen.

Und liebes Tagebuch, ich kann meine These sogar begründen:
Den Kindskopf ab und an mal rauszulassen, macht nicht nur Spass- es macht sogar leistungsfähiger. In all den Albernheiten, in den Wonnen des Nichtstun stecken kleine Lunchpakete für den Energiehaushalt. Und weil sowieso keiner weiss, was aus dieser Welt noch wird, und was morgen gerade so gefragt ist, hilft ein bißchen Kindsköpfigkeit auch ganz wunderbar dabei, immer wieder neue Strategien einzuüben und sich einer gewissen Flexibilität zu erfreuen. Und kreativ macht es auch noch- man suche sich mal einen Künster, der nicht ein bißchen kindköpfig wäre (....wobei man insofern aufpassen muß, dass man nicht irgendwann als 32 Menschenmädchen eine zweite Identität entwickelt und komische Einträge auf Internetseiten verfasst.... )

Deswegen würde ich dem imaginären 32jährigen Menschenmädchen auch gerne sagen, das es schon okay ist, wie es ist, das es ruhig morgens am offenen Fenster sitzen und in den blauen Himmel schauen darf, und wenn es sonst gerade nichts dabei zu tun hat, kann es sich ja zum Beispiel Gisbertzu Knyphausens kleine Ballade für zwischendurch anhören
http://www.neuehelden.tv/popups/galerie ... amp;time=0

(....ist sie nicht einfach wunderschön ? )


So- und ich liebes Tagebuch werde meine soziologischen Weltbetrachtungen für heute beschließen, und für ein paar Tage RayFine besuchen.

Bis bald,
Deine Gnomorella
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