Eine Kolummne über Kapitalistenkotze 

Liebes Tagebuch,

heute morgen, als ich einen ersten vorsichtigen Blick aus meinem Baumstamm in die Welt warf, sah ich in meiner Küche einen Mann mit Anzug und Krawatte sitzen. Er saß dort mit derFraubeiderGnomorella wohnt, und machte ihr, völlig unabhängig, Vorschläge, wie sie ihre Kröten vermehren kann.
Vorsichtshalber legte ich mich selber an die Kette, denn vor etwa 100 Jahren war schon mal so ein Typ im Anzug da, der mir und derFraubeiderGnomorellawohnt, völlig unabhängig, Vorschläge machte, wie wir unsere Kröten vermehren, damit sie uns in 800 Jahren sicher durch das Alter bringen.

Als Ende letzten Jahres alle Kröten platzen, in Staub und heiße Luft zerfielen, und ziemlich weit davon entfernt waren, sich zu vermehren, wollte keiner der netten jungen, unabhängigen Männer im Anzug mit uns sprechen, oder uns helfen, die paar Kröten die sie schon für uns vermehrt hatten, zurück zu bekommen.
Dementsprechend war ich auf den jungen, völlig unabhängigen, Mann im Anzug nicht besonders gut zu sprechen. Mittlerweile weiss ich auch, dass er garnicht so unabhängig ist- sondern eine arme Wurst, im Geschäft mit jungen Männern, die auf die ganz ganz fetten Kröten warten, und dabei selbst vom nächsten Storch gefressen werden.

Am nächsten Donnerstag kommt der junge, nicht mehr ganz so unabhängige, Mann im Anzug wieder in unsere Küche.
Ich habe schon überlegt, eine Bombe zu bauen.
Eine Bombe aus Kapitalistenkotze, die ich unter der Bank verstecken kann, bis sich der Mann im Anzug drauf setzt. Und dann lass ich sie hochgehen.

Ich habe mir schon überlegt, wie RayFine und ich morgen, inkognito auf einer Kapitalistenparty Kapitalistenkotze sammeln. RayFine fordert sie zum Kampftrinken auf, und ich schwing idealistische Reden über das Glück fern ab des Materiellen, dann können sie garnicht anders als kotzen.
Dann ist mir aber eingefallen, dass ich hier besser nicht schreibe, wie ich eine Bombe aus Kapitalistenkotze baue, denn sonst stehen übermorgen die Jungs von irgendwelchen Antiterrortruppen vor der Tür- und an die Kette lege ich mich immer noch am liebsten selbst.

Irgendein schlauer Wirtschaftsforscher hat mal gesagt, das kapitalistische System kann irgendwann nur in sich zusammenfallen. Ewiges Wachstum funktioniert nicht.

Gnomorella sagt: ich bin nicht reich, aber meine Kröten reichen für eine schwarze Jacke ab und an, und eine Nick Cave CD und einen Urlaub mit RayFine.
Und wenn ich meine Kröten in irgendetwas am allerliebsten investieren möchte, dann in die Zeit und die schönen Momente mit den Hobos, Gnomen, Trollen und Menschen die mir lieb sind.
Und dann ist es mir egal, ob sich meine Kröten ins dorthinaus vermehren, und mir mit 896 Jahren einen vergoldeten Baumstamm bescheren.

Und nun ihr Kapitalisten und möchtegern unabhängigen Finanzoptimierer,
könnt ihr Euch bei soviel Gnomorella Pathos zu Tode kotzen !
Gunnar Roß 

Mein sehr geehrtes Frollein Gnomorella,

ich verspüre beim Lesen Ihrer Kolumne einen starken Brechreiz! Das hängt jedoch nicht mit der Qualität oder dem Inhalt des Artikels zusammen, sondern ausschließlich mit der fortwährenden Nennung des schönen Wortes "KOTZE". Kotze ist ein tolles Ding und wir alle werden nach dem Schwarz-/Gelben Erfolg der letzten Woche eine Menge davon brauchen.

Brechen wir zusammen, denn nur zusammen brechen wir stark!

Herzliche Grüße,
Ihr Gunnar Roß

Administrator (Gnomorella) 

Werter Herr Roß,

das Wort "Kotze" ruft, wie ich feststellen musste, recht kontroverse Reaktionen hervor. Ich habe mir sogar überlegt, ob ich es nicht doch ersetze, weil es dann vielleicht doch zu schnodderig und "ich bin gegen alles" klingt (und so ist es nicht).
Nichtsdestotrotz, die befreiende aber auch protestierende Wirkung des Wörtchens (und auch des Prozesses als solchen)ist nicht zu unterschätzen.
Und ich gebe Ihnen in sofern recht, als dass wir in Zukunft von der befreienden und proteststiftenden Kraft (naja, und nicht zuletzt von der Fähigkeit das Köpfchen mal selber einschalten zu können) brauchen werden.
Naja, für den Fall, dass all dies nicht ausreicht, um in diesem Land zufrieden leben zu können, schleifen RayFine und ich zur Zeit schon an einem Existenzplan B, um als Programmkino- und Bratwurstbudenbetreiber, sowie als Kajaklehrer, unseren Lebensmittelpunkt nach LaPalma zu verlegen. Wie wir jüngst feststellen durften, reicht dort manchem eine Höhle im Vulkan durchaus aus, um ein Leben frei von kapitalistischen Zwängen zu führen. Und wenn man dann nicht mehr weiß, worauf man schimpfen und ko....soll, sind immer noch genügend Touris da ;-)

In diesem Sinne in kollegialer Hochachtung,
Fräulein Gnomorella
Gunnar Roß 

La Palma olé, so möchte ich Ihnen zurufen, meine verehrte Frau Gnomorella! Geben Sie mir rechtzeitig Bescheid, so Sie gut angekommen sind, auf daß ich mich Bratwurschtmampfend und imKinosesselfläzend zu der einen oder anderen cineastischen Perle gastlich niederlasse.

Hochachtungsvoll,
Ihr Gunnar Roß

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